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Digitalstrategie: Hebel auf dem Weg zu einer besseren Gesundheitsversorgung

Elektronische Patientenakte, DIGAs, Telemedizin, Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG): Die digitale Transformation der Gesundheitsversorgung nimmt Fahrt auf. Damit wächst der Bedarf nach einer zukunftsfähigen Digitalstrategie und einem Datenmanagement, mit dem durch Interoperabilität echter Mehrwert für Anwender in Krankenhäusern und Arztpraxen sowie für die Patienten geschaffen werden kann. Zugleich gilt es, den Anforderungen an Datensicherheit Rechnung tragen. Im Online-Experten-Talk „Digitalstrategie: Hebel auf dem Weg zu einer besseren Gesundheitsversorgung?“ veranstaltet von E-Health-Com und InterSystems haben Brancheninsider aus Medizin, Krankenhaus-IT, Industrie und Beratung am 25. März 2021 die Herausforderungen und Chancen diskutiert.
Dabei wurde unter anderem deutlich, dass eine leistungsfähige Digitalstrategie mindestens drei Ebenen umfassen muss: zunächst die einzelnen medizinischen Einrichtungen, wo es darum geht, umfangreiche neue Mittel für die Digitalisierung des stationären Sektors aus dem Krankenhauszukunftsgesetz klug und zukunftssicher zu investieren. Als zweite die konkrete Versorgungsebene, auf der Leistungserbringer und Patientinnen digital miteinander vernetzt werden, um die medizinische Versorgung in einer Region schneller, besser und komfortabler für alle Beteiligten zu machen. Die dritte strategische Ebene hat eine bundesweite Reichweite, innerhalb derer allgemeingültige Richtlinien in puncto Technik, Datenschutz, Datensicherheit und letztlich auch Interoperabilität geschaffen werden müssen.
Anforderungen an medizinische Einrichtungen durch Digitalisierung
Die Corona-Pandemie führt besonders deutlich vor Augen, wie wichtig es für die Gesundheitsversorgung ist, agil und schnell auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren – auch über die Pandemie hinaus. Das Thema digitale Vernetzung gerät in Form von Telematikinfrastruktur, übergreifender Patienten-Tools wie der elektronischen Patientenakte, des Internet of Medical Things, mobiler Sensorik und nicht zuletzt befeuert durch das KHZG immer mehr in den Blickpunkt von Entscheidern und Anwendern in der Praxis. Hinzu kommen das Patientenmanagement in Krankenhäusern sowie das Erfordernis, qualitativ hochwertige Daten für die Forschung zu aggregieren und bereitzustellen. Hier gilt es aus Sicht der Krankenhaus-IT, eine praktikable Brücke zu bauen zwischen kurzfristigen, agilen Lösungen für datengetriebene Prozesse beispielsweise durch den Dev Ops-Ansatz und einer langfristigen Strategie für das standardisierte Datenmanagement in Gesundheitseinrichtungen und den operativen Betrieb.
Digitalisierungsstrategie auf Einrichtungsebene: Mittel des KHZG strategisch einsetzen
Krankenhäuser und Kliniken sehen sich mit vielen kurzfristigen taktischen Themen konfrontiert. Trotzdem sollten sie versuchen diese langfristig strategisch einzuordnen. Idealerweise liegt eine Unternehmensstrategie vor, der die Digitalstrategie und schließlich die Datenstrategie folgen. Wichtig ist, dass das Klinik-Management die Digitalstrategie mitträgt und IT als strategischen Erfolgsfaktor sieht, der als Innovationstreiber perspektivisch neue Geschäftsmodelle ermöglichen kann.
So lautet die eigentliche Fragestellung bezüglich der Digitalstrategie: Was sind die Voraussetzungen dafür, dass man umfänglich digitalisieren kann? Denkt man die Digitalisierung von der Applikations-Seite her (Apps, digitale Geräte, etc), dann erreicht man die gleiche Situation, die man heute schon kennt: Eine Silo-Landschaft, die eine Prozessintegration schwer macht. Wenn man zu einer echten Interoperabilität gelangen und datengetriebene Prozessverbesserungen erreichen möchte, dann ist es wichtig, die Strategie vom Daten-back-end her zu denken. Man erkennt dann schnell den Wert einer einheitlichen Plattform, eines einheitlichen Daten Repositories, auf das man standardisiert interoperabel zugreifen kann. In diese einheitliche Plattform bringen alle Anwendungen ihre Daten ein und erhalten darüber aggregierte, nutzbare, vertrauenswürdige Daten zur Verfügung gestellt. Dieses standardisierte interoperable granulare Repository ist letztlich der Eingangsparameter für jedweden Prozess: gegenwärtige und zukünftige. Das heißt, entscheidet man sich als Klinik-Geschäftsführung für diese Herangehensweise, dann hat man eine zukunftsfähige Grundlage geschaffen, auf der man flexibel und ergebnisorientiert auf alle Anforderungen reagieren kann. Kliniken, die so vorgehen, werden bei der Evaluierung der Effizienz der Fördermaßnahmen einen verbesserten digitalen Reifegrad vorweisen können.
Ein Blick über den Tellerrand: Umfassende E-Health-Plattformen im Einsatz
Best Practices für die agile Digitalisierung der Gesundheitsversorgung gibt es eine Reihe, im vergangenen Jahr vor allem getrieben durch die Corona-Pandemie. In puncto regionale Koordinationsbemühungen haben sich beispielsweise das Gesundheitsministerium im italienischen Venetien, die Region Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder die Grafschaft Lincolnshire in England hervorgetan. Diese arbeiten mit InterSystems Lösungen und konnten so auf feingranulare Daten zugreifen, um Erkenntnisse zu gewinnen, wie sich die Infektionsdynamik darstellt, wo sich Hotspots und besondere Gefahrenlagen entwicklen und wo zusätzliche Betten oder Beatmungsgeräte sowie Impfstoffe benötig werden.
Ein allgemeineres Beispiel für Population Health Management liefert das medizinische Versorgungsnetzwerk Healthix in den USA. 600 Organisationen wurden an über 1.500 Standorten in New York und Long Island als vollumfänglicher Gesundheitsversorger unter diesem Dach zusammengeführt. Insgesamt 20 Millionen Patienten werden aus diesem Versorgungsnetzwerk heraus professioniert. Möglich wird das durch die Plattform InterSystems HealthShare, in der die Daten der Patienten gemanagt werden. Insbesondere die Möglichkeit der Behandelnden die Patienten bei Healthix über Echtzeit-Benachrichtigungen direkt zu adressieren, hat die Akzeptanzraten der Plattform auf bis zu 85 Prozent gesteigert.
Verbesserung der Versorgungsstrukturen in Deutschland
Dass die Investition in Plattformen für das digitale Management medizinischer Daten einen sinnvollen Beitrag zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen in Deutschland leisten kann, steht außer Frage. Ein anschauliches Beispiel für einen entsprechenden Use Case liefert die rein digitale elektronische Diabetes-Akte, die die Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V. zusammen mit InterSystems konzipiert hat und derzeit umsetzt. Dazu wurde ein für Diabetes spezifischer Datensatz definiert. Darüber hinaus wird, um eine hohe Akzeptanz bei den Ärzten zu erreichen berücksichtigt, dass redundante Datenerfassungen vermieden werden. Geplant ist, dass der Datenpool, der im Zuge dessen entsteht, in Zukunft eine Grundlage für die Versorgungsgestaltung von Menschen mit Diabetes bereitstellt und Prävention, Versorgung und Forschung Hand in Hand gehen.
Das Krankenhauszukunftsgesetz und die damit verbundenen Fördermöglichkeiten bieten Rahmenbedingungen, interoperable Plattformen in vielen verschiedenen medizinischen und medizintechnischen Anwendungsszenarien zu etablieren und damit eine anschlussfähige Basis für die Gesundheitsversorgung der Zukunft zu legen. Wenn das Ziel erreicht wird, dass in fünf Jahren 80 Prozent der medizinischen Daten in qualitativ hochwertiger Form für die Behandlung und Versorgung der Bevölkerung sowie für die medizinische Forschung unter Wahrung der damit verbundenen Sicherheitsanforderungen zur Verfügung stehen, hat das Gesundheitswesen in Deutschland einen großen Schritt getan. Die Weichen sind gestellt, nun gilt es zu handeln.
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